Cannabis Studien

Cannabis bei innerer Unruhe und Angststörungen

Sep 27, 2023

Furcht und Angst sind ein normales Verhalten für die Bewältigung bedrohlicher Situationen. Übermäßige oder anhaltende Angst kann jedoch schädlich sein und zu Einschränkungen führen. Die aus der Cannabis-Pflanze gewonnenen Cannabinoide können hier ansetzen.

Symptome, die durch übermäßige Furcht und Angst entstehen, treten bei einer Reihe von neuropsychiatrischen Störungen auf, darunter die generalisierte Angststörung (GAD), Panikstörung (PD), posttraumatische Belastungsstörung (PTSD), soziale Angststörung (SAD) und Zwangsstörung (OCD). Vor allem PTBS und Zwangsstörungen werden aktuell nicht mehr als Angststörungen eingestuft; dennoch ist exzessive Angst ein zentrales Element der Symptomatik beider Störungen.

·        GAD: Zentral ist eine anhaltende irrationale Angst oder Besorgtheit, die nicht auf einen speziellen Auslöser zurückzuführen ist.

·        PD: Die Betroffenen leiden dabei unter plötzlichen Angstanfällen, ohne dass objektiv gesehen eine reale Gefahr besteht. Diese Angstanfälle treten in Form von Panikattacken auf, die eine extreme körperliche Angstreaktion („Bereitstellungreaktion“) aus scheinbar heiterem Himmel darstellen und von den Betroffenen als extreme Bedrohung ihrer Gesundheit erlebt werden.

·        PTSD: Der Posttraumatischen Belastungsstörung gehen definitionsgemäß ein oder mehrere belastende Ereignisse von außergewöhnlichem Umfang oder katastrophalem Ausmaß (psychisches Trauma) voran. Dabei muss die Bedrohung nicht unbedingt direkt die eigene Person betreffen, sondern kann auch bei anderen beobachtet und erlebt worden sein (z. B. als Zeuge eines schweren Unfalls oder einer Gewalttat).

·        SAD: Ausgeprägte Furcht oder Angst vor einer oder mehreren sozialen Situationen, in denen die Person von anderen Personen beurteilt werden könnte.

·        OCD: Es besteht für erkrankte Personen ein innerer Zwang oder Drang, bestimmte Dinge zu denken oder zu tun. Die Betroffenen wehren sich zwar meist gegen diesen auftretenden Drang und erleben  ihn als übertrieben und sinnlos, können ihm willentlich jedoch meist nichts entgegensetzen. Die Störung bringt deutliche Belastungen und Beeinträchtigungen des Alltagslebens mit sich. (DMS-5 2013)

Die Rolle des Endocannabinoidsystems (ECS) bei der Wahrnehmung von Angst

Das ECS ist an der Regulierung mehrerer physiologischer Funktionen beteiligt, darunter auch dem emotionalen Verhalten, das wiederum sowohl mit dem Lernen als auch mit der Reaktion auf emotional bedeutsame Ereignisse verbunden ist (Blessing et al. 2015; Bonaccorso et al. 2019). Dabei spielt der CB1-Rezeptor, ein wichtiger Teil des ECS, eine wichtige, aber auch komplizierte Rolle. Der CB1-Rezeptor ist an der Reaktion auf akuten Stress und Furcht-/Angstreaktionen beteiligt (Blessing et al. 2015). In Vorklinischen Studien konnte gezeigt werden, dass eine verringerte Aktivierung der CB1-Rezeptoren zu einer erhöhten Ausschüttung von angstauslösenden Hormonen führte (Gray etal. 2015).

Des Weiteren konnte beobachtet werden dass die Aktivierung des CB1-Rezeptors die Nervenzellen gesteuerte Ausschüttung (neuroendokrinen) von Stressor-Stoffen hemmt, durch eine negative Rückkopplung. Dadurch werden die negativen Auswirkungen von chronischem Stress verhindert (Abushand Akirav 2013). CBD hat zwar eine geringe Affinität für den CB1-Rezeptor, wirkt aber als indirekter Aktivator über mehrere Wege u.a. durch Hemmung des Aufbaus von Enzymen, die endogene Cannabinoide abbauen (McPartlandet al. 2015).

Vorklinische Untersuchungen an Tiermodellen

In mehreren Tiermodellstudien wurden die angstlösenden Eigenschaften von CBD getestet. So konnte zum Beispiel in einem Tiermodell, in dem OCD spezifisches Verhalten untersucht wurde, beobachtet werden, dass die Tiere in einem wesentlich verringerten Maß zwanghaftes Verhalten zeigten (Casarotto et al. 2010).

CBD hat auch gezeigt, dass es die Tilgung von kontextuell bedingten Furchtreaktionen verbessern kann. CBD wurde in Kombination mit Extinktions-Training, was wiederholte Exposition der Situation in Abwesenheit des Traumatischen Ereignisses beinhaltet, verabreicht. So konnten Erinnerung von Furchtgedanken entkoppelt werden (Bitencourt et al. 2008; Do Monte et al. 2013).

Insgesamt sprechen die vorhandenen präklinischen Erkenntnisse stark für das Potenzial von CBD als Mittel zur Behandlung von Angststörungen. CBD weist ein breites Spektrum an Wirkungen auf, die für mehrere Symptombereiche relevant sind. Darunter sind angstlösende, paniklösende und zwangslösende Wirkungen, eine Verringerung von autonomen Erregungen und konditionierten Furchtreaktionen sowie eine Verhinderung der langfristigen, angstauslösenden Wirkungen von Stress (Blessing et al. 2015).

Klinische Studien

Ein wichtiger Faktor in der Untersuchung der Eigenschaften von CBD auf die Psyche ist, dass es im Gegensatz zu THC auch in sehr hohen Dosen keine angstauslösende Wirkung oder ähnliches gezeigt hat. (Roser etal. 2010; Blessing et al. 2015). Es konnte allgemein eine glockenförmige Wirkungskurve bei CBD gezeigt werden, sodass mittlere Dosen den höchsten Effektzeigten (Blessinget al. 2015).

Denk-Anstoß zum Entourage-Effekt: Es bedeutet, dass das Endocannabinoid-System einen "Entourage-Effekt" aufweist, bei dem eine Vielzahl "inaktiver" Metaboliten und eng verwandter Moleküle die Aktivität der primären körpereigenen Cannabinoide deutlich erhöhen (Ben-Shabat et al., 1998). Das könnte bedeuten das dieser Kurven-Effekt des Wirkungsgrads durch ein Vollextrakt, welches weitere Pflanzenstoffe enthält, damit aufgehoben werden könnte. Ähnliches wurde in einem Tiermodell beobachtet (Gallily et al., 2014). Das würde bedeuten, dass höhere Dosen eine höhere Wirkung erzielen könnten.

Die anxiolytische (Fachbegriff: angstlösende) Wirkung von CBD beim Menschen wurde erstmals im Zusammenhang mit der Umkehrung der angstauslösenden Wirkungen von THC nachgewiesen. Bei gleichzeitiger Verabreichung reduzierte CBD THC-induzierte Angstzustände, während es bei der alleinigen Verabreichung keine Reaktion gab (Zuardiet al. 2006). Im Gegensatz dazu reduziert CBD in hohem Maße experimentell ausgelöste Angst oder Furcht. In mehreren Studien mit Patienten, die an SAD leiden, konnte gezeigt werden, dass nach einer akuten Einnahme von CBD, ihre Angst in der Öffentlichkeit zu sprechen, signifikant gesenkt werden konnte, sodass diese einen öffentlichen Vortrag halten konnten (Bergamaschiet al. 2011; Crippa et al. 2011) (beide dieser Studien waren Doppel-blind-Studien). Auch in Studien mit Probanden konnte gezeigt werden, dass die Reduktion von furchtbehafteten Erinnerungen in Kombination mit Extinktions-Training (Erklärung voriger Abschnitt) mit der Einnahme von CBD verbessert wurde (Das et al. 2013).

In Studien, die die Hirnaktivität unter CBD Einwirkung untersuchten, konnte gezeigt werden, dass die Regionen, die beiden Krankheitsbildern PTS und GAD eine zentrale Rolle spielen, eine geringere Aktivität dank CBD aufwiesen (Blessing et al. 2015). In weiteren Studien zeigte CBD weiteres potential zur Behandlung von PTSD (Bitencourt and Takahashi 2018). In Untersuchungen zu GAD und Schlaflosigkeit mit 72 Patienten, berichteten die Patienten nach 1 Monat CBD Einnahme eine starke Verbesserung ihrer Symptome (Dosen betrugen von 25mg/d bis 175mg/d, wobei die meisten 25mg/d nahmen) (Shannon et al. 2019).

Zur Zeit laufen noch einige weiterer klinische Studien in Bezug auf die angstlösenden Eigenschaften von CBD, da die Wissenschaft in CBD ein vielversprechendes Mittel sieht (Bonaccorso et al. 2019; Skelley et al. 2020).

Quellenverzeichnis

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Ben-Shabat, S., Fride, E., Sheskin,T., Tamiri, T., Rhee, M. H., Vogel, Z., et al. (1998). An entourage effect:inactive endogenous fatty acid glycerol esters enhance 2-arachidonoyl-glycerolcannabinoid activity. Eur. J. Pharmacol. 353, 23–31. doi:10.1016/S0014-2999(98)00392-6

Bergamaschi MM, Queiroz RHC, ChagasMHN, et al (2011) Cannabidiol reduces the anxiety induced by simulated publicspeaking in treatment-nave social phobia patients. Neuropsychopharmacology36:1219–1226. doi: 10.1038/npp.2011.6

Bitencourt RM, Pamplona FA, TakahashiRN (2008) Facilitation of contextual fear memory extinction and anti-anxiogeniceffects of AM404 and cannabidiol in conditioned rats. Eur Neuropsychopharmacol18:849–859. doi: 10.1016/j.euroneuro.2008.07.001

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Crippa JAS, Nogueira Derenusson G,Borduqui Ferrari T, et al (2011) Neural basis of anxiolytic effects ofcannabidiol (CBD) in generalized social anxiety disorder: A preliminary report.J Psychopharmacol 25:121–130. doi: 10.1177/0269881110379283

Das RK, Kamboj SK, Ramadas M, et al(2013) Cannabidiol enhances consolidation of explicit fear extinction inhumans. Psychopharmacology (Berl) 226:781–792. doi: 10.1007/s00213-012-2955-y

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Skelley JW, Deas CM, Curren Z, EnnisJ (2020) Use of cannabidiol in anxiety and anxiety-related disorders. J AmPharm Assoc 60:253–261. doi: 10.1016/j.japh.2019.11.008

Zuardi AW, Crippa JAS, Hallak JEC, etal (2006) Cannabidiol, a Cannabis sativa constituent, as an antipsychotic drug.Brazilian J Med Biol Res 39:421–429. doi:10.1590/S0100-879X2006000400001

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