Cannabis Studien

Welche Ursachen gibt es für Migräne und wie kann Cannabis helfen?

Sep 26, 2023

Migräne bezeichnet bestimmte, anfallsweise auftretende Kopfschmerzen (Migräneattacken), die durch Bewegung verstärkt werden. Migräne ist eine häufige Erkrankung: Etwa sieben Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen haben Migräneattacken

Migräne bezeichnet bestimmte, anfallsweise auftretende Kopfschmerzen (Migräneattacken),die durch Bewegung verstärkt werden. Zusätzlich zu den Kopfschmerzen müssen andere Symptome wie etwa Übelkeit, Appetitlosigkeit oder Licht- und Lärmüberempfindlichkeit auftreten. Teilweise gehen dem Kopfschmerz besondere Empfindungen wie zum Beispiel Sehstörungen voraus, die sogenannte Migräne-Aura.

Migräne ist eine häufige Erkrankung: Etwa sieben Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen haben Migräneattacken. Am häufigsten treten die Migräneanfälle zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr auf. In diesem Alter sind etwa drei Mal mehr Frauen als Männer betroffen. Jede fünfte Frau hat im Laufe ihres Lebens Migräne. Bereits Schulkinder können an Migräne leiden, typisch ist aber ein erstes Auftreten nach der Pubertät. Migräne kommt gehäuft familiär vor. Hintergrund ist eine genetische Veranlagung für Migräne, die für einige Formen inzwischen auch nachgewiesen ist.

Es sind viele Arten der Migräne bekannt. Am häufigsten sind Kopfschmerzattacken ohne eine vorherige Aura. Diese Art von Migräne tritt in etwa 80 Prozent der Fälle auf. Bei einer Migräne mit Aura gehen den Kopfschmerzen bestimmte Symptome voraus. So können zum Beispiel Sehstörungen, Kribbelgefühle, Sprachstörungen, Schwindelgefühle oder selten sogar Lähmungen vorkommen. Bei bestimmten Migräne-Formen sind auch andere Symptome möglich.

Ursachen von Migräne

Die genaue Ursache der Migräne ist nicht bekannt; man weiß jedoch inzwischen viel über die biologischen Abläufe während einer Attacke. Auch sind viele Faktoren bekannt, die eine Migräneattacke auslösen können (Trigger). Solche Trigger unterscheiden sich von Mensch zu Mensch. Zu ihnen zählen besonders Stress und Schlafmangel, die bei einer unregelmäßigen Lebensweise auftreten können. Häufig beginnen Migräneanfälle, wenn zu wenig getrunken wurde (Volumenmangel). Auch das Auslassen einer Mahlzeit oder Fasten kann bei einigen Betroffenen Attacken auslösen. Viele Frauen haben kurz vor und zu Beginn der Menstruation Migräneattacken. Migräne kann außerdem durch Reizüberflutung ausgelöst werden. Weitere Triggerfaktoren sind wahrscheinlich bestimmte Wetterlagen (zum Beispiel Föhn). Ebenso können Medikamente, die Nitroverbindungen enthalten, bestimmte alkoholische Getränke, wie zum Beispiel Rotwein, und Koffeinentzug Migräne auslösen (www.apotheken-umschau 2022).

Welche Vorgänge im Gehirn die typischen Migränekopfschmerzen bewirken, ist nicht bis ins Detail geklärt. Vieles spricht dafür, dass bei einem Migräneanfall einige Nervennetze übermäßig stark erregt sind. Nervenenden des Trigeminusnervs, der Teile des Kopfes und Gesichtes versorgt, werden aktiviert und lösen einen Vorgang aus, den man neuro-vaskuläre Entzündung nennt. Dabei entsteht eine Entzündungsreaktion mit Reizung der Blutgefäße im Gehirn. Die Blutgefäße erweitern sich und werden für bestimmte Moleküle durchlässiger. Ein wichtiger Botenstoff, der dabei eine große Rolle spielt heißt CGRP(Calcitonin-Gene-Related-Peptide). CGRP trägt mit zur Weiterleitung von Schmerzsignalen bei. Des weiteren spielen Mastzellen eine Rolle, die Botenstoffe aussenden die weitere Entzündungen hervorrufen. Auch spielen Stickstoffmonoxid (NO) eine Rolle, die die Freisetzung von CGRP fördern können (Meßlinger et al. 2007).

Cannabis und Das Endocannabinoidsystem (ECS) bei Migräne

Das ECS ist tief mit den Funktionen im Gehirn verbunden. Der CB1 Rezeptor, der einen wichtigen Teil des ECS darstellt, ist auf den Nervenzellen im gesamten Gehirn zu finden und vor allem auch in den Regionen die für das Schmerzempfindung zuständig sind (Baron 2018).

Experimentelle und klinische Daten deuten auf einen Zusammenhang zwischen der Dysregulation des ECS und Migräne hin. Das ECS kann den Blutfluss/druck im Gehirn modulieren, und zwar durch Interaktion mit dem serotonergen System, der NO-Synthese und derFreisetzung von neuronalen Botenstoffen (Pertwee 2001), die eine entscheidendeRolle bei der Migränepathogenese spielen.

Klinische Beobachtungen zeigen insbesondere, dass die Konzentrationen von Anandamid (AEA)- eines der beiden primären Körpereigenen Cannabioide - im Liquor (klareFlüssigkeit im Gehirn und Rückenmark) und Plasma (Teil des Blutes) von Patienten mit chronischer Migräne verringert ist, und dass diese Verringerung mit einer Verstärkung der Schmerzen im Rückenmark verbunden ist (Greco et al.2018). Es konnte gezeigt werden das der CB1 Rezeptor und AEA, die diesen aktivieren, in Beziehung stehen zwischen Kopfschmerzen und duraler Blutgefäßerweiterung und Migränemediatoren (Leimuranta et al. 2018).

Klinische Beobachtungen zeigen, dass Frauen mit Migräne ohne Aura oder episodische Kopfschmerzen eine erhöhte Konzentration eines Enzyms haben, das eines der zentralen Endocannabinoide (AEA) abbaut, was zu dessen Reduktion im Blut führt(Cupini et al. 2006). So werden Substanzen, die den Abbau von AEA verhindern, als mögliches neues Therapeutikum angesehen (Greco et al. 2018).

CBD und Migräne

In einer der wenigen Studien, die mit CBD durchgeführt wurde, konnten Nicolodi et. al.(2017) einen positiven Effekt des pflanzlichen Cannabinoides feststellen. Die Autoren bewerteten die Verwendung von Cannabinoiden sowohl als Prophylaxe als auch als Akutbehandlung bei chronischer Migräne und chronischem Clusterkopfschmerz. Die Patienten erhielten eine Kombination aus 2 Präparaten; eines enthielt 19 % THC und das andere enthielt eine Kombination aus 0,4 % THC+ 9 % CBD. Die Studie wurde mit einer Gruppe von 48 freiwilligen Patienten mit chronischer Migräne durchgeführt. Orale Dosen von 200 mg, die während eines Migräneanfalls verabreicht wurden, verringerten die akute Schmerzintensität um 55 % (Nicoldi et al. 2017).

Auf mechanistischer Ebene gibt es theoretische Möglichkeiten, wie CBD bei Migränehelfen kann. CBD hat zwar eine geringe Affinität für den CB1-Rezeptor, wirkt aber als indirekter Aktivator über mehrere Wege u. a. durch Hemmung des Aufbaus von Enzymen, die endogene Cannabinoide wie AEA abbauen (McPartland et al.2015), das wie bereits beschrieben eine neuer Therapieansatz sein könnte    
In Tiermodellen konnte gezeigt werden, dass CBD NOs im Blut reduzieren können(Burstein 2015), was zu einer Reduzierung von CGRP führt, welches bei derSchmerzweiterleitung bei Migräne eine wichtige Rolle spielt.  
Allgemein könnte die entzündungshemmende Wirkung von CBD (Booz 2011) beiMigräne helfen, so postulieren auch Leimuranta et al. (2018), da dieEntzündungen der Blutgefäße ein Teil der Schmerzursache sind.

Des weiteren könnte CBD helfen, Migränetrigger wie Schlafmangel zu vermeiden. Bei CBD wurden entspannende und schlaffördernde Wirkungen nachgewiesen (Babson et al. 2017), da Schlafmangel einer der auslösenden Trigger für Migräne sein kann, wäre dies ein weiterer Ansatz, bei dem CBD helfen kann.

Quellenverzeichnis

Babson KA, Sottile J, Morabito D (2017) Cannabis, Cannabinoids, and Sleep: a Review of the Literature. Curr Psychiatry Rep 19:. doi:10.1007/s11920-017-0775-9

Baron EP (2018) Medicinal Properties of Cannabinoids, Terpenes, andFlavonoids in Cannabis, and Benefits in Migraine, Headache, and Pain: An Updateon Current Evidence and Cannabis Science. Headache 58:1139–1186. doi:10.1111/head.13345

Baron EP, Lucas P, Eades J, Hogue O (2018) Patterns of medicinalcannabis use, strain analysis, and substitution effect among patients withmigraine, headache, arthritis, and chronic pain in a medicinal cannabis cohort.J Headache Pain 19:. doi: 10.1186/s10194-018-0862-2

Booz GW (2011) Cannabidiol as an emergent therapeutic strategy forlessening the impact of inflammation on oxidative stress. Free Radic Biol Med51:1054–1061. doi: 10.1016/j.freeradbiomed.2011.01.007

Burstein S (2015) Cannabidiol (CBD) and its analogs: A review of theireffects on inflammation. Bioorganic Med Chem 23:1377–1385. doi:10.1016/j.bmc.2015.01.059

Cupini LM, Bari M, Battista N, et al (2006) Biochemical changes inendocannabinoid system are expressed in platelets of female but not malemigraineurs. Cephalalgia 26:277–281. doi: 10.1111/j.1468-2982.2005.01031.x

Greco R, Demartini C, Zanaboni AM, et al (2018) Endocannabinoid systemand migraine pain: An update. Front Neurosci 12:1–7. doi:10.3389/fnins.2018.00172

Leimuranta P, Khiroug L, Giniatullin R (2018) Emerging role of(endo)cannabinoids in migraine. Front Pharmacol 9:1–7. doi:10.3389/fphar.2018.00420

McPartland JM, Duncan M, Di Marzo V, Pertwee RG (2015) Are cannabidioland Δ9-tetrahydrocannabivarin negative modulators of theendocannabinoid system? A systematicreview. Br J Pharmacol 172:737–753. doi: 10.1111/bph.12944

Meßlinger K, ColR De, Denekas T, et al (2007) Mediatorwirkungen im trigeminovaskulären Systemals Grundlage für die nozizeptiven Vorgänge bei der Kopfschmerzentstehung. Aktuelle Neurol 34:1–10.doi: 10.1055/s

Nicolodi M, Sandoval V, Terrine A (2017) Therapeutic use of cannabinoids- Dose Finding, Effects, and Pilot Data of Effects in Chronic Migraine andCluster Headache. Abstract presentation at 3rd Congress of the European Academyof Neurology (EAN), Amsterdam.

Pertwee RG (2001) Cannabinoid receptors and pain

www.apotheken-umschau(2022), aufgerufen am 30.03.2022,https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/neurologische-erkrankungen/migraene-734115.html

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